15.06.2011

Jeder stirbt für sich allein



von Hans Fallada



Eigentlich bin ich bei „berühmten Namen“ vorsichtig, was das Einverleiben von Büchern angeht. Nur weil ein Autor von allen gehyped wird, heißt das noch lange nicht, dass ich den Schreibstil mag, bzw. verstehe (gutes Beispiel ist Franz Kafka: so gut wie jeder kriegt glasige Augen und fängt von seinen Sachen an zu schwärmen. Ich verstehe Kafkas Sachen nicht, stehe dazu und lebe trotz allem ein glückliches Leben. Und ein lustiges Leben. Fragt mal die Kafka- Bewunderer nach dem Sinn / einer Interpretation einiger seiner Geschichten. Selten sieht man die Menschen schneller zum Stotterer mutieren…).



„Jeder stirbt für sich allein“ gehörte meines Erachtens ebenfalls in die Kategorie „Weltliteratur, auf die jeder abfährt, aber die Abalone eh nicht versteht“. Bis ich eine Leseprobe von dem Buch entdeckte. Die las sich klasse und da ich Bücher, die vom II. Weltkrieg handeln sowieso gerne lese, habe ich mich heran gewagt.

„Ein Berliner Ehepaar wagte einen aussichtslosen Widerstand gegen die Nazis und wurde 1943 hingerichtet. Von ihrem Schicksal erfuhr Hans Fallada aus einer Gestapo-Akte, die ihm durch den Dichter und späteren Kulturminister Johannes R. Becher in die Hände kam. Fieberhaft schrieb Fallada daraufhin im Herbst 1946 in weniger als vier Wochen seinen letzten Roman nieder und schuf ein Panorama des Lebens der normalen Leute im Berlin der Nazizeit:
Nachdem ihr Sohn in Hitlers Krieg gefallen ist, wollen Anna und Otto Quangel Zeichen des Widerstands setzen. Sie schreiben Botschaften auf Karten und verteilen sie in der Stadt. Die stillen, nüchternden Eheleute träumen von einem weit reichenden Erfolg und ahnen nicht, dass Kommissar Escherich ihnen längst auf der Spur ist.
Diese Neuausgabe präsentiert Falladas letzten Roman erstmals in der ungekürzten Originalfassung und zeigt ihn rauer, intensiver, authentischer.“
(Buchklappentext)

Rau, intensiv, authentisch. Ich denke, das trifft es.
Man ist beim Lesen sofort mitten drin in der Geschichte, kann sich ihr kaum entziehen. Man möchte die Personen aus dem Buch in den Arm nehmen, in den Hintern treten, fängt mit dem Nägelkauen an, leidet mit und zu guter Letzt heult man sich die Augen aus dem Kopf. Ich hatte noch einen Tag, nachdem ich mit dem Buch fertig war, einen Kloß im Hals.

Die Geschichte der Eheleute Quangel (die in Wirklichkeit Elise und Otto Hampel hießen) ist an sich schon lesenwert. Durch ihren leisen, kleinen Protest zu der damaligen Zeit leisteten sie auf ihre Weise Widerstand.
Fallada führt aber noch andere Charaktere ein und lässt sie an Quangels Geschichte teilhaben. Kombiniert mit Original Berliner Dialekt und Einblicken in die Verkommenheit der Nazis (und damit sind nicht nur die Uniformträger gemeint) ist dieses Buch definitiv keine leichte Kost (nicht, dass wir uns missverstehen: ich liebe den Berliner Dialekt. Wenn ich ihn höre. Ihn zu lesen ist… anstrengend).

Dennoch möchte ich für dieses Buch nicht nur eine Leseempfehlung, sondern auch unbedingt eine Kaufempfehlung geben.

In diesem Sinne: Ich krieg' jetzt noch Gänsehaut...

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