12.04.2009

Die Torte des Grauens








Der Eine oder Andere wird es wissen: ich liebe es, neue Torten auszuprobieren (mal ganz davon ab, dass ich es auch liebe, sie zu essen). Und für gewöhnlich schmecken die Dinger auch. 

Für das heutige Osterfest kündigte ich an, wieder einmal ein neues Meisterwerk beizusteuern (wozu kaufe ich mir denn ständig diese dollen Backbücher?). Das Rezept für die Osternest-Torte klang einfach und schien mir etwas noch nie dagewesenes (zumindest in meinem Dunstkreis). Aufgrund der Ereignisse bei der Herstellung werde ich dieses Mal darauf verzichten, das Rezept hier einzustellen.

Wie üblich wollte ich den einfachen Weg gehen und benutzte fertigen 3-er Tortenboden (wie sich später herausstellte, war das eine weise Entscheidung). Laut Rezept sollte ich eine Portion Waldmeister-Wackelpudding anrühren und anschließend einfach über den Tortenboden gießen. Schon bei den ersten paar Kellen stellte ich fest, dass der Tortenboden enorm saugfähig war. Ich war mir allerdings sicher, dass irgendwann auch der saugfähigste Boden einmal gesättigt sein müsste und machte weiter. Man soll ja nicht glauben, was in so einen popeligen Tortenboden an Flüssigkeit hinein passt. Der Topf war leer, der Tortenboden quitschevoll und ich enorm ratlos. An einer Stelle vom Tortenring sah ich einen Tropfen des Wackelpuddings hervorquellen. Mit einem "Hm, ob das wohl hält?" tippte ich vorsichtig an den Tortenring und löste damit eine Flutwelle von flüssigem Wackelpudding aus. Ich war im Nachhinein sehr froh, dass niemand in der Nähe war, als ich versuchte, die Sauerei zu beseitigen. Jeder hätte mir hinterher den Mund mit Seife ausgewaschen, da bin ich sicher.

Da ich die Pampe nicht einfach so in den Müll schmeißen konnte, musste ich warten, bis der Wackelpudding und somit auch der durchweichte Tortenboden einigermaßen fest wurden. Nach zwei Stunden startete ich einen neuen Versuch (und an dieser Stelle kam der zweite und eigentlich nicht eingeplaqnte zweite Tortenboden in's Spiel). Als hätte ich es geahnt, habe ich beim Einkauf ordentlich Wackelpuddingpulver erworben und so konnte ich die zweite Packung anrühren. Da ich durchaus zu den lernfähigen Personen gehöre, füllte ich den Wackelpudding in zwei hohe Gefäße und ließ den Dingen ihren Lauf.

Wackelpudding hat die Angewohnheit, in seiner eigentlichen und uns allen bekannten Form nicht in Tortenböden einzusickern, was sich nach weiteren zwei Stunden Wartezeit bewahrheitete. Der Glibber ließ sich wunderbar auf den Tortenboden löffeln und fast hätte sich mir ein breites und glückliches Grinsen auf's Gesicht gezaubert. Wie gesagt: FAST. Es ist wirklich dumm, wenn man sich fast am Ziel seiner Tortenträume sieht, nur um dann festzustellen, dass der Wackelpudding nicht einmal die Hälfte des Tortenbodens abdeckt. Aber ich kann voller Stolz von mir behaupten, dass bei dieser Erkenntnis dieses Mal keine Seife nötig war. Ich bin auch nur für zwei Minuten innerlich zusammengebrochen.

Die dritte Packung Wackelpuddingpulver rausgekramt (HA! Ist das eine Vorausplanung oder was?), angerührt, umgefüllt, weitere zwei Stunden gewartet und dann den restlichen Tortenboden bedeckt. Eigentlich sollte die helle Creme direkt auf den Wackelpudding gefüllt werden, aber da ich kein Risiko mehr eingehen wollte, legte ich den dritten Tortenboden auf den Wackelpudding und machte mich an den scheinbar einfachen Teil. Weiße Schokolade in warmer Sahne schmelzen und unter frisch geschlagene Sahne heben. Ich fragte mich noch, ob das so schlau ist, eine warme Flüssigkeit über die Schlagsahne zu geben. Stelle ich mir beim nächsten Mal Fragen, google ich vorher die Antwort, ehe ich handel. Die Sahne plockte selbstverständlich und der Anblick war erbärmlich. Man soll aber kaum glauben, was man mit Unmengen von kaltlöslicher Gelantine alles wieder hinbekommt.

Das Rezept sah vor, die Torte zum Schluss mit kleinen Nestern aus Wackelpudding zu garnieren. Nein, wer denkt, ich habe vergessen, etwas Wackelpudding für die Deko aufzuheben, irrt. Das klappt ausnahmsweise reibungslos. Da mir aber so ein paar popelige Nester nicht reichten, garnierte ich selbige noch mit kleinen bunten Dragee-Eiern. Überglücklich stellte ich das fertige Kunstwerk in den Kühlschrank und zog von dannen, um meinen Erfolg mit der einen oder anderen Zigarette zu feiern. Nach ein paar Stunden schaute ich in den Kühlschrank (nicht dass mir jemand das gute Stück mittlerweile geklaut hat) und musste feststellen, dass die Nester aus Wackelpudding wohl ein wenig zu glatt für die Eier waren. Nicht ein Ei lag mehr im Nest, sondern brav daneben. Schulterzuckend wurde dies von mir als künstlerische Freiheit abgetan.
Als ich heute früh die Torte aus dem Kühlschrank holen wollte, wurde mir klar, dass die Idee mit den Dragee-Eiern nicht zu meinen Besten gehörte. Wer hätte auch geahnt, dass die schlüpfrigen kleinen Scheißerchen die Angewohnheit haben, sich zu verflüssigen? Die Torte erstrahlte in den merkwürdigsten Farben, aber alles andere hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert.




















Auf diesem Bild sieht man die vielen Farben nicht mehr so, weil die Plörre beim Anschneiden in die Torte lief. Alle haben mir versichert, wie toll die Torte schmeckt. Solche Aussagen wirken doch gleich viiiiiel glaubwürdiger, wenn sie dabei beschämt zu Boden gucken, mit dem linken Auge zucken oder besonders lange auf einem Bissen rumlutschen (kann mir keiner erzählen, dass man so lange braucht, um Wackelpudding zu kauen!).

In diesem Sinne: beim nächsten Mal hol ich was vom Bäcker!

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