21.10.2009

Ratatatata









Habe ich hier vor ein paar Tagen noch meinen Mund aufgerissen, wie toll doch so ein Stechbeitel ist, bin ich nun seit gestern schlauer.

Als mein Bruder mich vorgestern fragte, ob ich ihn bei der Hausrenovierung durch Zuspachteln diverser Löcher helfen könnte, sagte ich nur zu, wenn ich vorher noch mit meinem Stechbeitel ein paar zusätzliche Löcher machen dürfe. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber manche Leute stellen sich echt komisch an, wenn man in ihre Wände Löcher kloppen will. Also blieb der Stechbeitel zu Hause.

Bei meinem Arbeitsbeginn im Haus meines Bruders war ich dann leicht verunsichert, als er durch das ganze Haus zog und laut vor sich hinbrummelnd sagte: „Wo ist denn dieses Mistding?“. Komisch, alles was man zum Zuspachteln von Löchern benötigt, lag quasi direkt vor meinen Füßen.

Auch wenn ich nicht immer allzu nett von meinem Bruder denken mag, aber gestern wollte er doch nur das Beste für mich. Das wusste ich spätestens, als er mir den pneumatischen Bohrhammer in die Hand drückte.

 War sich hier Bild, is' sich nu' wech...

Seine Idee war, dass ich die Wände für die elektrischen Leitungen aufkloppen sollte. Im Prinzip keine schlechte Idee, aber so ein Bohrhämmerchen ist laut… verdammt laut… unerträglich laut. Und es lässt sich so furchtbar schlecht bohrhämmern, wenn man sich zeitgleich die Ohren zuhalten muss. Ich hätte ahnen müssen, dass mein Bruderherz darauf vorbereitet war. Ein dickes Dankeschön an den Erfinder der Ohrstöpsel. Einstöpseln und dann

ZERSTÖREN!!!!

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie genial das war! Ratatatatatata und weg mit dem Scheiß.

Im Obergeschoss lief das auch noch alles problemlos. Im Erdgeschoss scheint es eine andere Bausubstanz zu geben, denn der Mörtel schmeckte da viel ekliger (kleiner Tipp an alle, die sich nicht sicher sind, ob ihre Nasehaare evtl. zu lang sind: schnappt euch einen Bohrhammer, stemmt irgendetwas auf und produziert viel Staub, danach werdet ihr sicher wissen, ob sie zu lang sind oder nicht).

Wie meine Ma schon immer sagt: Blöd kannste sein, Du musst Dir nur zu helfen wissen. Also suchte ich mir ein Taschentuch, knubbelte zwei Enden zusammen, steckte sie mir in die Nase und ließ den Rest über meinen Mund hängen. Besser kann eine Maske für teures Geld auch nicht sein!

Dann wäre da nur noch das Problem mit den umher fliegenden Gesteinsbröckchen. Die meiste Zeit konnte ich mich schräg neben das Arbeitsgebiet stellen und mein Gesicht war so sicher vor allem, was mir da entgegen flog. Manchmal ließ es sich aber nicht verhindern, dass ich mich direkt davor stellen musste. Auch kein Problem: einfach die Augen zusammen kneifen und weiter arbeiten. Ratatatatatata… Ehrlich, das ging gut!

Irgendwann kam mein Bruder dazu und erklärte mir etwas. Nach geschätzten drei Minuten drehte er sich erneut zu mir um und sagte: „Du weißt aber schon, dass wir hier auch Masken haben, oder?“. Natürlich! Sicher! Ich habe ja bei Arbeitsbeginn eine ausführliche Hausführung bekommen, mit dem Hinweis, welche Mittel zum Arbeiten und für die Arbeitssicherheit vorhanden sind. Wo die Getränke stehen, welche Nahrungsmittel (1) für die Helfer besorgt wurden, und und und. Vollpfosten.

Also eine Maske besorgt, eine Schutzbrille gefunden und weiter Wände aufgestemmt. Nur um nach etwa einer Minute wieder vollkommen blind zu arbeiten. Da muss man schon klare Entscheidungen treffen können: entweder ich atme und kann nichts sehen, weil dann die Schutzbrille beschlägt oder ich höre auf zu atmen und kann sehen, was ich wo aufstemme. Ja, manchmal bin ich zickig: ich bestand darauf, weiter zu atmen!

Nach zwei Stunden habe ich den Bohrhammer einfach nicht mehr halten können. Verdreckt und verpekt wie ich war, steuerte ich den nächsten Lebensmittelgroßhändler an. Leicht besorgte Blicke meiner Mitmenschen ignorierte ich. Die lassen sich Haus sicher von einer Fachfirma bauen/renovieren und haben ja keine Ahnung. Vor der Obstabteilung kam mir ein Handwerker in ähnlich verrotteten Klamotten entgegen und ich freute mich innerlich: „Jaaaa, wir sind Brüda!“. Für lautstarke Äußerungen war ich definitiv zu kraftlos (²).

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich mich heute kaum noch rühren kann. Trotzdem wünsche ich mir so einen pneumatischen Bohrhammer zum Geburtstag! Obwohl, wenn sich die Leute schon bei einem Stechbeitel so anstellen… dann wohl lieber doch nicht!

In diesem Sinne: Stechbeitel sind kicki und wer war nochmal Bob der Baumeister?

(1)  Ich bin direkt nach der Arbeit zu meinem Bruder. Und hatte Hunger. Also fragte ich nach einem kleinen Keks oder irgendetwas anderes. Mit einem ziemlich fiesen Grinsen überreichte mir mein Bruder einen Apfel „Sorry, was anderes habe ich echt nicht da!“. Komisch, und er wundert sich, dass er meistens alleine arbeiten muss und niemand ihm hilft? Beim Einkaufen fiel mir auf, dass ich meine Stiefel im Haus stehen gelassen habe. Ich versuchte erfolglos meinen Bruder auf dem Handy zu erreichen, damit er sie bitte in Sicherheit bringt. Kaum war ich wieder zu Hause, rief mein Bruder mich auf meinem Handy zurück.
Er:“ Ja, was wollste denn grad?“
*merkwürdiges Geräusch*
Ich: „Jaaaa, pass auf….“
*merkwürdiges Geräusch*
Ich: „Sag mal kaust Du? Du kaust doch! Du *zensiert* kaust und hast was zu Essen im Haus und gibst mir einen APFEL? Du *zensiert*….!“
*erfolgloser Versuch leiser zu kauen*
*Kleinlautmodus an*
Er: „Du hast meinen Apfel gegessen, da musste ich mir was anderes holen gehen!“
*Kleinlautmodus aus*
Angemerkt sei noch, dass er auf seinem neuen Grundstück eine gefühlte Million von Apfelbäumen im Garten stehen hat. Geht sich aber lieber einen Schokoriegel kaufen. Mein liebes Brüderchen, pass bloß auf, ich weiß jetzt wie man mit einem pneumatischen Bohrhammer umgeht!!!

(²) Kraftlos im wahrsten Sinne des Wortes. Zu Hause angekommen wollte ich endlich etwas vernünftiges essen. Also schnell einen Teller mit Nudeln in die Mikrowelle geschmissen, ab vor den PC, Kinn auf die Tischplatt gelegt, mit dem Mund ganz dicht vor den Tellerrand und die Nudeln nur noch in die Futterluke rein geschoben. Aufrecht sitzen war nicht mehr drin!

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