07.02.2009

Wehe wenn sie losgelassen

  






Was wünscht man sich von zwei Freundinnen zum Geburtstag, wenn man zwar noch nicht alles hat, aber mit seinen Wünschen nicht den Rahmen sprengen will? Da beide mit Familie und sonstigen Anhängseln immer schwer ausgelastet sind, bleibt eigentlich nur ein Wunsch: ich wünsche mir einen Tag von euch / mit euch  für mich / mit mir (im Idealfall). Den entsprechenden Gutschein bekam ich dann auch im November.


Heute war es so weit: mit einem mir nicht bekannten Ziel setzten wir uns ins Auto. Um nervenden Fragen wie "Sind wir bald da?", "Wo geht's denn nu' hin?" oder "Können wir bald mal 'ne Pinkelpause machen?" vorzubeugen, stellte man mich mit Lakritze ruhig. Die beiden kennen mich einfach zu gut!


Ich muss schon sagen, Wolfenbüttel war eine tolle Wahl! Alte Häuser, schiefe Häuser, Atmosphäre pur! Richtig schick war dann das Schloss mit seinem Museum. Mag für den einen oder anderen langweilig klingen, aber ich fahre voll auf die alten Klamotten vom frühesten Früher ab!


Irgendwie schien die Umgebung seltsam auf uns einzuwirken. Das Appartement des Herzogs haben wir noch relativ angemessen hinter uns gebracht (auch wenn ich bis jetzt noch nicht verstanden habe, wieso die in der damaligen Zeit schon Flat-TV mit Kinoleinwand-Ausmaßen hatten).


Komisch wurde es im Appartement der Herzogin. In Raum Nr. 1 irritierte mich ein merkwürdiges Ticken, was meine Freundinnen mit „Gab’s damals überhaupt schon Bomben?“ abtaten.

In Raum Nr. 2 war eine monströse Tafel eingedeckt. Quasi mit einer Suppenschüssel pro Gast. Das wurde von Otti mit: “Ich glaub, man könnte uns unsere Stielaugen gerade mit einem Löffel abschlagen!“ kommentierte. Hier kam die gute Erziehung von Clivia durch, die Otti daraufhin schwer schockiert darauf hinwies, dass sie hier nicht einfach Löffel klauen dürfte!


Im letzten Raum, „Audienzgemach“ wurde mein Blick von einem monströsen Altargemälde angezogen. Der Titel war Programm: „Kreuzigung Christi mit dem Wolfenbüttler Hofstaat“. (Interessierte können hier einen klitzekleinen Blick drauf erhaschen:  http://www.wolfenbuettel.com/schlossmuseum/page7.html ).


Man musste es auf sich wirken lassen: am oberen Rand konnte man drei Gekreuzigte auf einem Berg sehen. Auf dem Berg sah man noch einige weitere Figürchen, die mir eher nebensächlich erschienen. Auffallend waren die geschätzten 150 - 200 weiteren Personen, die ca. 90 % des Bildes einnahmen, alle mit Blick Richtung Maler.


Ich: „Ja wie jetzt? Wie hat der Maler das denn gemacht? Hat der Gesagt: Du Christus, reiß Dich da oben bitte noch mal ein wenig zusammen. Ich muss hier noch 49 weitere Personen malen und ich hatte euch gebeten nicht zu wackeln?“


Clivia: „Vor allem finde ich bemerkenswert, was die damals schon für Klamotten getragen haben!“ (Rokoko ca. 36 n.Ch.??? Man lernt doch nie aus!)


Pause


Clivia: „Und wie haben die davon so schnell erfahren? Damals gab’s doch noch gar kein Telefon! Und wie sind die dann da so schnell hingekommen?“


Ich: „Jahaaaaa, der Weg war lang! Eigentlich waren sie zu Fünft, als sie hier aus Wolfenbüttel los sind und auf dem langen Weg haben sie sich geringfügig vermehrt!“


Pause


Clivia: „Eigentlich müssten die sich ja schon zur Geburt Christi auf dem Weg zur Kreuzigung gemacht haben, um rechtzeitig da gewesen zu sein!“


Entweder erleben die in dem Museum öfter solche Reaktionen oder aber sie waren zu faul uns wegen extrem dümmlichen Gekichere raus zu werfen!


In diesem Sinne: alles ist möglich, wenn man nur Herzog genug ist!

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