Bevor der Abwasch in der Küche wieder anfängt, sich zu stapeln, wollte ich mich mal als besonders fleißig erweisen und dem entgegen wirken. Also ab in die Küche.
Doch was war das? Vollkommen geblendet schoss es mir durch den Kopf:"Schande! Da brennt's! Nein, noch viel schlimmer: da ist eine Atombombe hochgegangen und ich habe genau in die Explosion geschaut und werde auf ewig blind sein!!!" Google hat mir dann verraten, worum es sich handelte: die Sonne! Gut, woher sollte ich das Phänomen auch kennen?
Also ab in die Klamotten und raus vor die Tür. Da ich den Wald direkt vor selbiger habe, wollte ich bei dem schönen, wenn auch arg windigen Wetter, eine kleine Runde drehen. Wenn ich, wie sonst auch, links gegangen wäre, hätte das Vorhaben Erfolg haben können. Stattdessen ging ich dieses Mal rechts herum. Ich passierte einen lauschigen kleinen Waldsee und stand dann plötzlich auf einer wundervollen kleinen Lichtung. Die Gravur auf dem Findling verriet mir, dass ich soeben den "Erlengrund" erreicht habe. Über einen kleinen Schleichweg wanderte ich durch eine wie verzaubert wirkende Strecke und landete dann bei der "Tommyquelle" (Quellen plastern unseren Wald. Und die Tommyquelle wurde so benannt, weil sich 1945 ein britischer Offizier immer nur von dieser Quelle sein Wasser holte, obwohl es in unserer Stadt bereits funktionierende Leitungen gab). Aha, ich bin nicht nur an der frischen Luft und tu was für meine Gesundheit, selbst die Bildung kommt nicht zu kurz.
Weiter ging's. Plötzlich stand ich auf einer relativ großen Kreuzung mitten im Wald. Und mit der Ruhe war es vorbei. Hallo, haben die Leute alle kein Zuhause? Rechts kamen Massen, links kamen Massen, also ging ich geradeaus. Keinen Schimmer, wo ich dann hinkomme, aber der Wald ist ja von Wegen und Querwegen durchzogen.
Ja, theoretisch. Ich habe wahrscheinlich den einzigen Weg erwischt, von dem kein Querweg abging. Nun denn, immer der Nase nach. Irgendwo werde ich ja schon ankommen. Nach 20 Minuten strammen Fußweges konnte ich in der Ferne eine Abzweigung erkennen. Und einen Wegweiser. Prinzipiell eine tolle Sache, nur wenn dann "forstinterne" Dinge auf dem Wegweiser stehen, hilft mir das auch nicht.
Mein integrierter Kompass sagte mir:"Geh links, dann kommst Du bei Deinem Stadtteil wieder raus!". Wem soll ich denn glauben, wenn nicht mir?
Weitere 20 Minuten später wurde mir klar, dass ich mich nicht so wirklich in die richtige Richtung bewege. Die Rapsfelder, die ich schon von weitem sehen konnte, befinden sich nicht mal Ansatzweise in der Nähe meines Stadtteils. Aber nicht verzagen, Infotafel fragen. Eine wundervolle Infotafel, die dem Leser noch einmal alle Quellen in unserem Wald aufzeigt. Nur mein aktueller Standpunkt war nicht verzeichnet. Das war dann doch ein bißchen blöd.
Doch wozu liegen hier denn überall diese Findlinge rum! Richtig, um kleine Infotafeln darauf zu befestigen und um
Und was macht der verirrte Wanderer? In Panik ausbrechen und wild im Kreis laufen? Sich auf den Boden schmeißen und heulen? Das Handy zücken und sich ein Taxi rufen? Genau: erst einmal eine rauchen!
Ich hätte den Weg zurücklaufen können (oder es auch bleiben lassen). Ich hätte den einzig sichtbaren Alternativ-Weg weitergehen können (um dann wo rauszukommen? In Braunschweig?). Oder ich frage einfach die Joggerin, die da hinten gerade aus dem Wald gehoppelt kommt (Juchu, doch noch ein anderer Weg. Der wurde nur vom Kornfeld verdeckt). Da die Joggerin noch ein Stück weg ist, rauche ich erst einmal in Ruhe auf. Dann gehe ich ihr entgegen und überlege mir schon einen Plan, wie ich sie stoppen könnte, falls sie einfach weiterjoggt: Bein stellen, mich auf sie werfen, mich auf den Boden legen und heulen... so viele Ideen und nur so wenig Jogger.
Komisch, ich muss sie nicht mal anhalten, das macht sie ja schon von selbst. Hoffentlich will sie mich nicht nach dem Weg fragen...
Lasst es euch gesagt sein, es gibt nichts besseres, als sich im Wald zu verlaufen und dann seiner Lieblingsnachbarin und Arbeitskollegin über den Weg zu laufen! Kleiner Klönschnack am Rande, gegenseitiges Weg erklären, gegenseitige Warnungen, nicht in die dicken schwarzen Käfer bzw. die Weinbergschnecken zu latschen und weiter ging's.
Wie man sehen kann, habe ich den richtigen Weg nach Hause gefunden!
In diesem Sinne: Fertig, aber glücklich!
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